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Die Konsequenzen der Komplexität des zu untersuchenden Systems für die Bewertung einzelner
Ergebnisse aus Untersystemen
Multikausalität und Multikomponentensysteme
>>> Der resultierende Effekt kann i.a. nur durch die Berücksichtigung der Gesamtheit der beteiligten Signalwege erklärt werden und nicht allein aus der Addition der Erkenntnisse aus den untersuchten Untersystemen. >>> Wenn keine Effekte durch direkte Einstrahlung auf separierte Untersysteme (z.B. bestimmte Zellkulturen) gefunden werden, bedeutet das nicht, dass bei Einstrahlung auf den ganzen Organismus keine Effekte bei dem im Organismus integrierten Untersystem auftreten können. >>> Unterschiedliche bzw. sogar entgegengesetzte Ergebnisse am selben Untersystem sind kein Beleg für die Irrelevanz der Effekte des elektromagnetischen Feldes oder für fehlerhafte Experimente, sondern können durch Unterschiede in der Gesamtheit der Signalsituation bedingt sein. |
Zur Erfassung des Wirkungsmechanismus für gesundheitliche Effekte durch elektromagnetischer Felder sind alle Ebenen der
biologischen Komplexität zu berücksichtigen, von der Molekül- über die Zell- bis zur Organebene (siehe z.B. [DInz2009]).
Ein komplexes Netzwerk von Signalwegen zwischen den Zellen verhindert normalerweise ein „Fehlverhalten“ von Zellen, z.B. das
Wachstum von Tumoren. Elemente eines Signalweges können gleiche oder unterschiedliche Moleküle in unterschiedlichen Zellen in
unterschiedlichen Organen sein. Werden diese Signalwege in entsprechender Weise gestört, wird die Verhinderung
desTumorwachstum unterbrochen [Mart2003]. Das Wirken elektromagnetischer Felder bei Zellsignalprozessen ist seit Jahren ein
Thema der Forschung (siehe z.B. [Kov2010]).
Das magnetische Feld kann überall im Körper wirken, also auch gleichzeitig an verschiedenen Elementen einer Signalkette.
Die Reaktion einer Zelle auf ein bestimmtes externes Signal ist von der Gesamtheit der momentanen Signalsituation bestimmt, also
von der Verfügbarkeit und dem „Schaltzustand“ aller Elemente der beteiligten Signalwege. Verfügbarkeit und „Schaltzustand“ sind
auch mitbestimmt u.a. von etwaigen kumulierten DNA-Schäden, von der (sich zeitlich verändernden) Genexpression, aber auch von
weiteren externen Signalen.
Das gilt insbesondere, wenn eines der weiteren externen Signale eine notwendige Voraussetzung für den Wirkungsmechanismus ist.
Als Beipiel dafür wäre denkbar die vorgeschaltete oder gleichzeitige Wirkung von UV-Strahlung bei der Wirkung niederfrequenter
elektromagnetischer Felder (NFEMF).
(Anmerkung: Dann hätten die niederfrequenten elektromagnetischen Felder keine initiierende, sondern eine kokanzerogene Wirkung.
Ist eine initiierende Wirkung aber allgegenwärtig und überdeckt einen großen Zeitraum, dann ist im Hinblick auf Schutz- und
Vorsorgemaßnahmen die kokanzerogene Wirkung von gleicher Bedeutung.)
Damit ist unmittelbar plausibel:
Das Fehlverhalten einer Zelle des „Zielgewebes“ muss und kann prinzipiell nicht nur durch direkte Einwirkung des elektromagne-
tischen Feldes auf die „Zielzelle“ ausgelöst werden, sondern kann auch durch Einwirkung auf ein oder mehrere Elemente außerhalb
der Zielzelle der beteiligten Signalwege, also z.B auf unterschiedliche Zelltypen in unterschiedlichen Organen entstehen.
Das hat folgende Konsequenzen:
1) Die notwendige Berücksichtigung der Gesamtheit der beteiligten Signalwege macht unmittelbar deutlich, dass der resultierende
Effekt nicht aus der einfachen Addition der Erkenntnisse aus den Untersystemen erklärt werden können muss.
2) Wenn keine Effekte durch direkte Einstrahlung auf separierte Untersysteme (z.B. bestimmte Zellkulturen) gefunden werden,
bedeutet das nicht, dass bei Einstrahlung auf den ganzen Organismus keine Effekte bei dem im Organismus integrierten
Untersystem auftreten können.
3) Unterschiedliche bzw. sogar entgegengesetzte Ergebnisse am selben Untersystem sind kein Beleg für die Irrelevanz der Effekte
des elektromagnetischen Feldes oder für fehlerhafte Experimente, sondern können durch Unterschiede in der Gesamtheit der
Signalsituation bedingt sein (was meist schwer zu vermeiden sein dürfte). Bei unterschiedlichen Input-Signalen sind bei demselben
Wirkungsmechanismus i.a. auch unterschiedliche Ergebnisse zu erwarten.
Ein reines vergleichendes Abzählen von Studienergebnissen mit bzw. ohne festgestellten Effekt (wie z.B. in [SSK2008]) sind der
wissenschaftlichen Problematik nicht angemessen (siehe dazu auch [KomIn2009]).